[von orchi], Knabenkrautgewächse, Orchidaceae, nach der bisherigen Systematik weit gefaßte Familie der Orchideenartigen (Orchidales), die mit ca. 800 Gattungen und rund 25000 Arten zu den größten Familien des Pflanzenreichs gehört. Bis kurzem galt, daß die Pflanzenfamilie der Orchideen ist entwicklungsgeschichtlich sehr jung ist und die Orchideen erst vor etwa 2 Millionen Jahren auftraten.
Im »Natur und Kosmos«, 12/2007 steht, daß die Familie vor mindestens 55 Millionen Jahren entstanden ist. Weiter wird über einen ungewöhnlichen Fund aus der Dominikanischen Republik berichtet: Eine Biene in 15 bis 20 Millionen Jahre altem Bernstein trug Pollen von Orchideen am Hinterleib. Auf Grund der Verwandschaftsbeziehung der Arten stellten Forscher um Santiago Ramirez von der HarvardUniversität einen Stammbaum auf, um zu ermitteln, wann die älteste Orchidee geblüht haben muß. Sie kamen zu dem Ergebnis, es müsse vor 84 bis 76 Millionen Jahren gewesen sein also noch bevor die Dinosaurier ausstarben. Mehr dazu unter www.oeb.harvard.edu (nach »Ramirez« suchen).
In wechselseitiger Anpassung zwischen Orchideen und bestäubenden Insekten entstanden dabei gegenseitige Bindungen und Abhängigkeiten. Neben dem genetischen Erbe erklären die Anpassungen der Orchideenblüte an ihre Bestäuber (Coevolution) die große Formenfülle dieser Pflanzenfamilie. Orchideen, gehören als langlebige Pflanze zu den Stauden. Sie ist weltweit verbreitet, aber hauptsächlich in den Tropen heimisch. Man geht davon aus, daß das Entfaltungszentrum in SüdostAsien liegt. Die ungeheure Vielfalt der Orchideen beruhend auf zahllosen Bastarden, Ökotypen und regionalen Unterarten. Das erschwert die Abgrenzungen von Arten und Gattungen. Nach der neueren Systematik werden die bisherigen Orchidaceae in drei kleinere Familien aufgegliedert:
Die Apostasiaceae (bisher Unterfamilie Apostasioideae) mit zwei Gattungen und fünfzehn Arten. Deren Blüten sind fast radiäre, noch recht ursprünglich gebaut und besitze noch drei fertil Staubblätter.
Die Cypripediaceae (Diandrae; bisher Unterfamilie Cypripedioideae) mit 4 Gattungen und ca. 100 Arten. Hier haben die Blüten noch zwei fertile Staubblätter sowie eine pantoffelförmige Lippe (»Schuh«), eine »Fahne«
(mittlere Sepala) und zu einem einzigen Blatt verwachsene seitliche Sepalen.
Die Orchidaceae mit knapp 800 Gattungen und 17.400 Arten (Die Monandrae gehörte bisher zur Unterfamilie Orchidoideae.). Die Familie der Orchidaceae hat nur noch ein Staubblatt und äußerst vielgestaltigen Blüten.
Orchideen sind ausgesprochen anpassungsfähige Pflanzen. Sie leben am Boden oder als Epiphyten auf Bäumen bzw. auf Felsen (Lithophyten; Felsflora) und kommen nahezu überall, außer im Wasser und in Regionen mit extremer Kälte oder Trockenheit vor.
Ihre Sprosse können eine Länge von nur wenigen Millimetern z. B. wie bei der australischen Art Bulbophyllum minutissimum haben. Oder etlichen Metern lang sein, wie bei der mit sproßbürtigen Wurzeln kletternden Vanille.
Orchideen enthalten häufig Alkaloide,
Flavonoide fehlen dagegen ganz.
Orchideen sind nahezu über die ganze Erde verbreitet; sie bewohnen die extremsten Lebensräume. Ihr Verbreitungsraum ist noch nicht abgegrenzt. Ihre Formenvielfalt ist faszinierent. Weltweit kennt man heute über 25 000 Arten, die in rund 800 Gattungen zusammengefaßt werden. Jährlich werden etwa 100 neue Arten entdeckt.
In Europa sind nur zwei der drei Hauptgruppen vertreten und zwar die Cypripediaceae und die Orchidaceae. Diesen Hauptgruppen werden ungefähr 60 Arten zugeordnet, bei denen es sich ausschließlich um terristische Orchideenarten handelt.
Orchideen gehören zu der jüngsten und hochentwickeltsten Pflanzenfamilie. Die Neigung der Orchideen zur Blütenvielfalt, die Bildung von Lokalrassen, Übergangsformen und Hybridschwärme erschwert die Zuordnung einzelner Orchideen. Viele Orchideen lassen sich nur auf Grund der Chromosomen Zweifelsfrei bestimmen.
Orchideen sind die Pflanzen der Superlative. So gehören ihre Samen zu den kleinsten der Blütenpflanze. Die Samen sind mikroskopisch klein, etwa 100 000 Samen wiegen ein Gramm. Sie bestehen aus unterentwickelten Embryonen ohne Nährstoffdepot. Bei dieser Größe ist kein Platz für ein Nährstoffdepot im Samenkorn. Ein Orchideensamen kann nur mit Hilfe eines individuellen Pilzes, welcher die Nährstoffe für die einzelne Orchideenart liefert keimen.
Kokosnüsse sind dagegen viel besser ausgestattet, sie haben eine fast undurchdringliche Außenhaut, hinter der der Keim für eine neue Pflanze und ein umfangreiches Nahrungsangebot für den Lebensanfang geschützt ist. Auch nach einer jahrelangen Reise im Meer, können sie selbst unter ungünstigen Bedingungen eine assimilationsfähige Pflanze entwickeln.
Einige Orchideenarten, wie zum Beispiel der Dingel, sind lebenslang auf die Lebensgemeinschaft mit einem Pilz, angewiesen. Dieser reicht ständig seine Assimilationsabfälle als Nährstoffe an die Orchidee weiter.
Orchideen stellen je nach Art ganz individuelle Ansprüche an den Standort. Allerdings gibt es auch Untersuchungen an Ophrysarten in Griechenland, die keine eindeutige Lebensraumbindung erkennen lassen.
Die komplexen Ansprüche der Orchideen an ihre Standorte können nur von der ungestörten Natur erfüllt werden. Auf Veränderungen reagieren Orchideen äußerst empfindlich. Erst kümmern sie und verschwinden schließlich völlig. Auf landswirtschaftlich genutzten Flächen können Orchideen nicht leben, Dünger vernichtet sie. In Deutschland sind viele Orchideen verschwunden. Mit aufwändigen Rekultivierungsmaßnahmen versucht man sie wieder einzubürgern. Dafür wurden Trockenwiesen geschaffen und Schutzzonen an Gewässern und Wegen angelegt. In einigen Bereichen ist Wiederherstellung der Lebensbedingungen für die Orchideen gelungen und die Orchideen sind zurückgekehrt.
Die in den SubTropen verbreiteten und auf eine hohe Luftfeuchtigkeit angewiesenen epiphytischen Orchideen besitzen oft dicke, weiß oder grünlich gefärbte Luftwurzeln. Mit denen halten sie sich am Untergrund fest und nehmen zugleich Feuchtigkeit und Nährstoffe aus der Luft auf. Die Aufnahme Feuchtigkeit und Nährstoffe erfolgt über ein schwammiges Absorptionsgewebe.
(Velamen) aus toten, luftgefüllten Zellen, daß die Wurzeln umgibt.
Als Speicherorgane für Wasser und Nährstoffe dienen stark verdickte Sproßabschnitte. Sie sind in Größe und Form sehr vielfältig. Derartige Luftknollen (Pseudobulben) können sich über mehrere bis viele Internodien erstrecken und zweizeilig beblättert sein (wie bei Dendrobium) oder auf ein Internodium beschränken, an dessen Spitze ein bis mehrere Blätter stehen. Die stamm bzw. spindel bis kugelförmigen Bulben können im Extremfall stecknadelgroß (Bulbophyllum) oder mehrere Meter lang (Grammatophyllum) sein.
Viele terrestrische Orchideen gemäßigter Breiten bilden neben normalen Wurzeln Speicherorgane wie Rhizome oder Wurzelknollen. Die zwei runden oder gelappten Knollen (neue Knolle und Vorjahresknolle) der Knabenkräuter und anderer heimischer Orchideengattungen
erinnern in ihrer Form an Hoden, deshalb nannten die Griechen die dazugehörigen Pflanzen Orchis (= Hode). Im Mittelalter verwendete man derartige Wurzelknollen, entsprechend der Signaturlehre des Paracelsus zu Heilpflanzen, als Aphrodisaikum.
Dieser Irrglaube trägt bis in die heutige Zeit vor allem im östlichen Mittelmeergebiet zur Dezimierung der Orchideen bei.
Die Knollen enthalten Stärke und Schleim für medizinische Anwendungen, siehe auch bei Orchis morio.
Die meist wechselständigen, oft zweizeilig (distich) angeordneten und überwiegend stengelumfassenden Orchideenblätter sind häufig ledrig oder fleischig ausgebildet. Die einfache, riemen oder zungenförmige bis breitovale (seltener zylindrisch geformte) Spreite (Blattspreite) ist meistens von Längsnerven durchzogen und hat häufig eine dicke, die Transpiration (Verdunstung) hemmende Cuticula auf. Besonders im dichten tropischen Regenwald gewährleistet die epiphytische Lebensweise in den Baumkronen (Kronendachregion) den Orchideen eine ausreichende Lichtversorgung (Lichtfaktor). Oft enthalten auch die Luftwurzeln ausreichend Chlorophyll, um sich an der Photosynthese zu beteiligen (manche Orchideenarten mit derartigen Wurzeln kommen sogar ohne Blätter aus). Neben epiphytischen und terrestrischen Orchideen mit einem Rhizom, aus dem eigentlich jedes Jahr neue Triebe hervorgehen (Jahrestrieb), gibt es auch Arten ohne Rhizom und Bulben, jedoch mit einem meist aufrechten Stamm. Der trägt zweizeilig angeordnete Blätter und am gesamten Sproß Wurzeln treiben. Er verlängert sich jeweils während der Wachstumsperiode an der Spitze weiter.
Die Blütenstände sprießen in den Blattachsen; bei Orchideenarten mit Pseudobulben an deren Spitze oder Basis. Die in den Achseln oft recht kleiner Tragblätter stehenden Orchideenblüten können winzig oder sehr groß (bis zu 30 cm breit) sein. Sie stehen einzeln oder in lockeren bis dichten Ähren, Trauben oder Rispen. Sie sind fast immer staminokarpellat und zygomorph ( dorsiventrale Blüte) und besitzen drei innere sowie drei äußere, in sehr vielfältige Formen (rundliche bis fadenförmige) Perigonblätter.
Die drei Kelchblätter, Sepalen sind häufig untereinander gleich; von den Kronblättern, Petalen können zwei den Kelchblättern ähneln.
Abweichend davon unterscheidet sich das mittlere, obere Kronblatt in Größe, Form und Farbe deutlich von den übrigen Blütenhüllblättern.
Diese für Orchideenblüten typische Lippe (Labellum) weist zumeist nach unten, was durch die sogenannte Resupination (meist 180°Drehung des Fruchtknotens oder Blütenstiels) erreicht wird. Es hat normaler Weise die Aufgabe, Blütenbesucher anzulocken und dient denen dann als Anflugstelle. Die Lippe kann stark vergrößert, in die Länge gezogen, gelappt, an den Seiten emporgewölbt oder pantoffelförmig ausgebildet sein und über eine auffällige Farbe und Musterung sowie Haare oder einen gefransten Rand verfügen. Nach hinten kann sie zudem einen mit Nektar gefüllten, sack oder röhrenförmigen (bis 30 cm langen) Sporn bilden.
Die Orchideen besitzen oft Nektarinen, Saftdrüsen die einen stark zuckerhaltigen Saft absondern, womit sie Insekten anlocken.
Griffel und Staubfäden sind zu der für Orchideen charakteristischen Säule (Griffelsäule, Gynostemium) verwachsen. Das Andrözeum besteht aus drei fertilen Staubblättern in zwei Kreisen (Apostasiaceae), den beiden seitlichen Staubblättern des inneren Kreises (Cypripediaceae) oder dem mittleren Staubblatt des äußeren Kreises (Orchidaceae im engeren Sinne. Von ursprünglich drei Narbenlappen erfüllen bei den meisten Orchideen nur noch zwei ihre eigentliche Funktion. Das dritte Staubblatt, Staminodium ist steril und zum sogenannten Rostellum umgebildet, das zwischen dem Staubblatt und den fertilen Narbenlappen sitzt. OrchideenPollen sind bei vielen Orchideen zu mehreren (28 pro Blüte) mehligen bis festen Paketen (Pollinien) verklebt, die häufig mit einem Stielchen und einer Klebscheibe (Viscidium) versehen sind. Diese sogenannte Pollinarien bleiben mit ihrer Klebscheibe meistens am Kopf (bei Schmetterlingen am Saugrüssel) des Blütenbesuchers haften. Wenn das Stielchen welkt, neigt sich das Pollinium so, daß es in der nächsten Blüte genau auf die Narbe trifft. Der unterständige, dreiblättrige Orchideenfruchtknoten ist dreifächig oder durch Reduktion der Scheidewände einfächig. Seine außergewöhnlich vielen Samenanlagen (über 1000 bis zu 4 Millionen) entwickeln sich erst nach erfolgreicher Bestäubung und werden daher oft mit erheblicher zeitlicher Verzögerung befruchtet. Dank der zahllosen in einem Pollinium enthaltenen Pollenkörner reicht oft ein einziger Bestäubungsvorgang zur Befruchtung aller Samenanlagen.
Bei den Orchideen sind in Coevolotion mit bestimmten Blütenbesuchern, insbesondere Insekten (Entomogamie), teils stark abgeleitete, oft recht große Blüten entstanden. Diese können mit leuchtenden Farben (vorzugsweise Weiß, Gelb, Rosa, Rot und Purpur, selten in Blau) und Mustern sowie betörendem Blütenduft, manchmal auch kräftigem Aasgeruch auf sich aufmerksam machen und Verpflegung in Form von Nektar und Nährgewebe anbieten und mitunter höchst raffinierte Bestäubungsmechanismen aufweisen Zoogamie). So werden Insekten u.a. in Kesselfallen gelockt zum Beispiel bei Frauenschuh; Gleitfallenblumen. Von speziell angepaßten Blüten, die den Duft und die Gestalt weiblicher Insekten imitieren, werden Insektenmännchen zu Begattungsversuchen verleitet (zum Beispiel bie Ragwurze; Sexualtäuschblumen Bestäubung). Oder sie werden von einer bei Berührung nach oben schnellenden Lippe an die Säule geschleudert und so lange in der Blüte eingeschlossen, bis sie sich an der Narbe und den Pollinien vorbei ins Freie gekämpft haben (zum Beispiel bei der australischen Gattung Pterostylis, der Grünkappe). Wenn auch viele Orchideenblüten so gebaut sind, daß eine Selbstbestäubung (Autogamie) verhindert oder erschwert wird, gibt es auch OrchideenArten, bei deren Blüten es gelegentlich oder regelmäßig zur Selbstbestäubung kommt (z. B. Ophrys apifera).
In den länglichen, meist dreikantigen Fruchtkapseln der Orchideen reifen oft über einen Zeitraum von mehreren Monaten nicht selten ein Million und mehr winzige, staubfeine Samen heran. Mit einem Gewicht von nur wenigen Mikrogramm gehören sie zu den kleinsten und leichtesten Samen des Pflanzenreichs. Eine aufgetriebene Hülle (Testa) aus abgestorbenen, luftgefüllten Zellen erhöht die Schwebfähigkeit der Samen so, daß sie vom Wind Hunderte von Kilometern weit transportiert werden können (Anemochoren, Pflanzen deren Samen vom Wind ausgebreitet werden). Nur bei wenigen Gattungen ist der Samen, wie bei der Vanille von einem aromatisch duftenden Fruchtmus umgeben. Hier übernehmen Vögel, die die Früchte fressen, die Samenausbreitung (Ornithochorie)
Im Gegensatz zu den Samen anderer Pflanzenfamilien sind die der Orchideen nicht mit einem funktionsfähigen Endosperm ausgestattet. Die Embryonen bestehen aus nur wenigen Zellen und sind weitgehend undifferenziert. Orchideenkeimlinge sind daher während ihrer Entwicklung auf die
Symbiose mit speziellen Pilzarten (»Ammenpilzen«) angewiesen. Aus dem Orchideensamen entwickelt sich ein kreiselförmiger Körper (Protokorm), an dessen Rand sich Absorptionshaare bilden, über die der Pilz eindringt. Durch den Abbau der proteinhaltigen PilzHyphen
(Mykotrophie) versorgt sich der Orchideenkeimling mit Wasser, Mineralsalzen und organischen Stoffen, die er für sein Wachstum und die Ausbildung einer Wurzel und kleinen grünen Blättchen braucht. Bis zu diesem Entwicklungsstadium können mehrere Jahre vergehen (bis zur ersten Blüte brauchen Knabenkräuter bis zu acht, der Frauenschuh sogar bis zu sechzehn Jahren).
Bei der erwachsenen Pflanze liegen die PilzHyphen als Knäuel in den äußeren Zellen der Wurzelrinde und anderer unterirdischer Pflanzenteile (endotrophe Mykorrhiza).
Die Pflanze reguliert das Pilzwachstum durch die Synthese fungistatischer Substanzen
(Fungistatika). Etwa 150 OrchideenArten (sowohl Erdorchideen als auch Epiphyten) sind ganz auf die Ernährung durch Pilze angewiesen, da sie keinerlei photosynthetische Pigmente bilden. Die gelblich oder bräunlich gefärbten Saprophyten (zum Beispiel: Nestwurz, Widerbart) haben ihre Blätter zu Schuppen reduziert und verfügen oft über ein stark verzweigtes Wurzelwerk. Einige australische Arten wachsen sogar ganz unter der Erde. Eine »Symbiose« ganz anderer Art ist die bei etlichen OrchideenGattungen zu beobachtende Vergesellschaftung mit Ameisen. Die zentralamerikanische KuhhornOrchidee (Schomburgkia tibicinis) bildet zum Beispiel bis zu 50 cm lange, innen hohle Pseudobulben, die von Ameisen bewohnt werden.
Viele Orchideen lassen sich inzwischen ohne Pilz auf einem künstlichen Nährmedium aufziehen.
An die Stelle der mühseligen, zeitaufwendigen Anzucht aus Samen ist heute allerdings schon vielfach die Massenvermehrung aus Gewebekulturen getreten. Dabei bilden aus Pflanzen isolierte Meristemzellen (Bildungsgewebe) auf einem sterilen Nährboden ein zunächst undifferenziertes Kallusgewebe, aus dem sich dann kleine Pflänzchen entwickeln, die sich zu großen Pflanzen heranziehen lassen.
Vielfalt durch Zucht bei tropischen Orchideen.
Die erste tropische Orchidee welche nach Europa gebracht wurde, war die Vanille. Die Spanier importierten sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Tropische Orchideen gelangten vor allem im 18. Jahrhundert nach Europa hauptsächlich nach England, wo eine wahre Sammelleidenschaft ausbrach. Nachdem man sich mit den Bedürfnissen dieser Pflanzen vertraut gemacht hatte, begann dort auch die Orchideenzucht. Durch intensive Züchtung insbesondere von Hybriden (innerhalb der Gattungen und gattungsübergreifend), entstanden und entstehen noch immer zahllose neue KulturSorten. Viele von denen übertreffen die ursprünglichen Arten hinsichtlich der Schauwirkung ihrer Blüten, aber auch in Bezug auf Widerstandsfähigkeit und Blühfreudigkeit bei weitem. Allein zur Gattung Cattleya gehören inzwischen weit über 5000 Hybriden.
Die bei uns als Topfpflanzen und Schnittblumen gehandelten, in allen Farben blühenden Zuchtorchideen sind wegen ihrer exotischen, meist langlebigen Blüten ausgesprochen beliebt.
Im Handel sind u.a. Arten bzw. Hybriden der Gattungen Phalaenopsis, Paphiopedilum, Cymbidium, Cattleya, Miltonia, Odontoglossum und Dendrobium.
Während zahllose Orchideensorten vom Menschen gezüchtet werden, sind viele Wildarten in der Natur vom Aussterben bedroht. Gründe hierfür sind nicht nur rücksichtslose Sammelleidenschaft, sondern vor allem die zunehmende Zerstörung ihrer Lebensräume seien es tropische Regenwälder oder mitteleuropäische Feuchtwiesen (Molinietalia) und Magerrasen. In Deutschland sind sämtliche einheimischen Orchideen vollkommen geschützt. Die meisten Arten hier sind mehr oder weniger gefährdet und stehen auf der »Roten Liste«. Es sind ausnahmslos Erdorchideen, die an der Spitze eines aufrechten, beblätterten Stengels, meistens in Ähren oder Trauben angeordnete kleine Blüten haben. Viele Arten bevorzugen kalkreiche Böden und können sich auf einem mageren Untergrund am besten gegen die Konkurrenz anderer Pflanzen behaupten. Die Düngung magerer Wiesen führt zum Verschwinden von Orchideen. Ebenso gefährdet aber auch ein Ende der landwirtschaftlichen Nutzung und die damit verbundene Verbuschung der Orchideenbiotope die Orchideen, da die meisten Orchideen zum Gedeihen ein offenes Gelände und viel Licht brauchen. Viele Orchideen sind auch durch das Sinken des Grundwasserstandes verschwunden; schon Absenkung des Grundwasserstandes im Millimeterbereich gefährden Orchideen.
In Europa gibt es rund 180 ausschließlich terristrische Orchideenarten, deren Verbreitungsgebiet zum Teil weit bis nach Asien hineinreicht. Unter den rund 60 in Mitteleuropa anzutreffenden Arten sind der Frauenschuh, das Knabenkraut, das Kohlröschen, die Riemenzunge, die Waldhyazinthe und das Zweiblatt. Die Händelwurz, Hundswurz und Stendelwurz sowie die Ragwurz und Nestwurz.
Viele dieser Orchideen sind ausgesprochen wärmeliebend, sie sind aus den wärmeren Regionen des Mittelmeerraumes zugewandert.
Die Orchideenblüte setzt sich aus 2 x 3 Blütenblättern zusammen, welche in
konzentrischen Kreisen angeordnet sind.
Die Blütenblätter des äußeren Kreises, die Kelchblätter oder Sepale sind gleichgefärbt und die beiden paarig stehenden haben die gleiche Form. Das mittlere Sepal ist mehr oder weniger abweichend geformt.
Bei den Blütenblättern des inneren Kreises, den Kronenblätter oder Petale, sind ebenfalls die beiden äußeren Petale gleich geformt.
Bei vielen Arten neigen sie sich zusammen mit der mittleren Sepale zu einem Helm vergleiche hier z.B. Helmknabenkraut, Puppenorchis, Orchis morio, Salepknabenkraut.
Das innere, dritte Petal, die Lippe ist das auffallendste und das größte der sechs Blütenblätter.
Längsschnitt durch eine Blüte des Mannsknabenkraut
Vorderansicht der Blüte des Mannsknabenkraut
Bei vielen Orchideen dreht sich die Blüte während des Erblühens um 180°, die Lippe der Knospe weist dann nach oben.
Im Laufe des Öffnens der Blüte dreht sich der Fruchtknoten und die Lippe zeigt nach unten, vielleicht um den Insekten die Bestäubung zu erleichtern. Die Stadien der Drehung sind bei Ragwurzen und Puppenorchis deutlich erkennbar. Es gibt auch Orchideen, bei denen vollzieht der Fruchtknoten eine ganze Drehung.
Links: eine Schmetterlingsorchidee (Spanien); Mitte: Samen der Orchis papilionacea in Originalgröße und Rechts eine REM-Aufnahme der Samen.
Die äußere Samenschale von Orchideensamen die Testa, die aus abgestorbenen Zellen besteht und extrem dünn ist, ist deutlich ist auf diesen Großaufnahmen zu sehen. Durch die Waben an der Oberfläche der Testa wird die Benetzbarkeit der Samen erschwert, weil sich Luft in den Vertiefungen hält. Dieser Umstand trägt neben dem geringen Gewicht auch zu guter Flugfähigkeit bei, so können die Samen leicht durch den Wind verteilt werden.
Diese Orchideenart ist europaweit verbreitet. Die Samen stammen allerdings nicht von einer Pflanze aus der Provence, sondern aus Finnland oberhalb des 66° nördlicher Breite. Diese und die zwei vorherigen Samen zeigen deutliche Unterschiede in der Gestaltung.
Linkes Bild: Die Oberflächenstruktur der staubfeinen Orchideensamen sind nur in dieser
extremen Vergrößerung erkennbar.
Stand: 23.09.2009
Unter www.natur.de,
sind Videos zu einheimischen Orchideenarten zu sehen.
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