Während der Trias lagerte das Meer hier rauhe, dolomitische Kalkschichten ab. Das Gebiet der heutigen Provence war rund 125 Millionen Jahre von einem Meer bedeckt. Im Jura war das Meer nur flach; Korallenstöcke bildeten Kalkbänke.
Die spätere Erhebung der Alpen vor etwa 30 Millionen drängte das Meer nach Süden ab. Noch heute werden die Alpen auf Grund der Kontinentaldrift Afrikas jährlich um bis 1 mm gehoben. Dieser Vorgang wird sicherlich noch die nächsten Jahrmillionen anhalten, wobei das Alpenvorland weiter absinken wird.
Über 45 km Länge und bis zu 700 m Tiefe hat der Verdon seit dem Ende der Kreidezeit die Schlucht in den Kalkstein gegraben. Es ist die tiefste und längste und mit den bis zu 700 m steil abfallenden, dicht beieinander stehenden Wänden sicherlich auch die schönste und eindruckvollste Schlucht Europas.
Auf dem linken Photo blickt man von Rougon in den Eingang des Cañons nach Westen über den Cañon von Rougon aus. Mitte: Vom höchsten Aussichtspunkt der nördlichen Panoramastraße, hier geht es rund 700 m in die Tiefe. Blick nach Osten und Rechts, Blick nach Westen.
Aus Wikipedia: »Ein Cañon oder Cañons (span. cañón, möglicherweise eine Abwandlung von callón »Fußweg«) ist ein schluchtartig eingeschnittenes Tal beziehungsweise Grabensystem in Gebieten mit horizontal lagernden Gesteinsschichten. Cañons entstehen durch Auswaschung eines Flusses in einer Ebene, der sich in einem langen Erosionsprozess in das Plateau hineingräbt. Es entstehen dabei herausragende Klippen, weil Schichten härteren Gesteins gegenüber der Erosion resistenter sind und diese freigelegt werden. Cañons kommen in trockenen Gegenden häufiger vor, da die Witterung in trockenen Gegenden einen geringen Effekt hat. Cañons formen sich häufig aus widerstandskräftigem Sandstein oder Granit. Es gibt auch unterseeische Cañons, typischerweise bei Flussmündungen als unterseeische Verlängerung des Flusslaufs.
Neben dem weltgrößten Cañon, dem Grand Cañon in Colorado (USA), gilt der Tara Cañon in Montenegro als zweitgrößter Cañon der Welt. Der tiefste Cañon der Welt ist der Colca Cañon in Arequipa (Peru). Cañonähnliche Täler gibt es in Europa beispielsweise auf Kreta mit der Samaria-Schlucht und auf Mallorca mit dem Torrente de Pareis. Der tiefste europäische Cañon ist mit bis zu 700 Metern die Verdonschlucht in Frankreich. Das größte Grabensystem des Sonnensystems stellt das Valles Marineris auf dem Planeten Mars dar.
Trotz der Regelung am Oberlauf bei Castellane ist der Verdon ein wilder Fluß geblieben. Auch diese Schlucht sollte durch den Bau eines Staudammes zu einem See gemacht werden. Glücklicher Weise wurde der Plan nicht vollendet. So blieb diese beeindruckende Schlucht erhalten. Sie zu durchwandern ist ein unvergessliches Erlebnis. Einige Eindrückehielt ich fest. Der Wasserstand des Verdons schwankt starkt und das Wasser fließt mal ruhig und mal wild. Das vorletzte Bild zeigt einen Blick in den südlichen Zufluß des Artuby.
Und ein «Schatz» im Flußbett des Verdon, ein Jaspis. Der Stein war allerdings so schwer, daß ich ihn nicht fort tragen konnte.
Die alte Brücke über den Verdon vor dem Eingang zur Verdon Schlucht stammt noch aus der Zeit der Römer.
Am Ende der Verdon-Schlucht fließt der Verdon in den Lac de Sainte-Croix.
Auf der westlichen Seite des Sainte-Croix schlug ein Blitz in eine Kiefer ein und hinterließ
sein Brandzeichen.
In der Trias ( vor 248 bis 213 Millionen Jahren) sank das Gebiet der heutigen Provence ab und wurde von einem warmen, flachen Meer bedeckt. Schlamm und Kalk setzten sich am Boden dieses Meeres ab und bildten im Laufe der Jahrmillionen eine dicke Kalkschicht. In diese Kalkschicht wurden auch tote Tiere eingebettet, die man heute als Fossilien überall findet.
In der darauf folgenden Jurazeit, vor 213 bis 144 Millionen Jahren und der Kreidezeit vor 144 bis 65 Millionen Jahren wachsen die Ablagerungen zu einem Gebirgsmassiv, welches von Nizza bis Saint-Jours reicht.
Ein Teil dieses Massiv ist eine Hochebene, in der sich der Verdon später sein Bett aushöhlte. Damals war das Klima warm und feucht mit üppiger Vegetation. In den Urwäldern und Lagunenlandschaften leben über Jahrmillionen die Saurier.
Im Tertiär (65 bis 2 Millionen Jahren) bildeten sich allmählich die Alpen. Durch die gewaltigen Kräfte, mit denen sich die afrikanische Kontinentalscholle auf den europäischen Kontinent schiebt, brechen die oberen Kalkschichten auf, so auch in der Hochebene auf welcher der Verdon fließt. Täler bildeten sich aus und das spätere Profil der Verdon-Schlucht wurde angelegt. Durch den Aufbau der Alpen wird das Meer nach Süden gedrängt. Gewaltige Kräfte heben und brechen das Gestein, neigen und verwerfen die Erdschollen. Sie bilden das Profil der Provence und das Relief des Verdons. Zum Ende des Tertiär gab es einen Klimaumschwung, in dem sich die Niederschlagsmenge erhöhte. Die sinnflutartigen Niederschläge verursachen eine Naturkatastrophe und ließen den Verdon zu einem gewaltigen Strom anschwellen. Mit einer Durchflussmenge von 22000 m³/Sek war der Verdon so groß wie der Nil heute.
Nach der Wende zum Quartär vor zwei Millionen Jahren vollendet sich die Gestaltung der Verdonschlucht. Während der Eiszeiten durchflossen gewaltige Eisströme den Cañon und formten die Schlucht weiter. An den Ufern wurden die Kalk- und Dolomitgesteine durch das kohlensäurehaltige Wasser gelöst, sie verkarsteten. Durch die Lösung des Kalkgesteins im Untergrund (Suberosion) entstanden Karsterscheinungen wie Schlotte, Spalten, Erdorgel, Naturschächte und Höhlen. Brachen die Decken über den Hohlräumen ein, entstanden Einsturztrichter, Erdfälle oder Dolinen.
Vor rund acht Jahrtausenden siedelten die ersten Menschen am Verdon im ehemaligen Sumpfgebiet von La Palud. Dies belegen Funde menschlicher Überreste.
Der bunte Sand bei Rustrel war noch vor 20 Jahren die Heimat vieler Orchideen. Durch den in letzten 10 Jahren stark zugenommenen Tourismus verschwanden leider viele Arten. Heute findet man hier fast nur noch
Listra ovata,
Orchis purpurea und
Plantathera bifolia Plantathera bifolia.
Vor Jahren noch wurden die Farbpigmente, Nickel- Eisen- und Manganoxyde aus dem Sand gewaschen, getrocknet und in den Handel gebracht.
Die lichtechten Farben zierten mit ihrer Farbenpracht nicht nur die Häuser der näheren
umgebung. Heute sind die Naturfarben leider durch synthetische Erzeugnisse verdrängt worden, die aber weder die Leuchtkraft noch die Lichtbeständigkeit haben. Künstler
wissen diese Eigenschaft heute aber noch zu schätzen.
In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts konnte man stundenlang ungestört durch die, von Menschenhand, Wind und Wetter geformten, bunten Sandskulpturen wandern. Verhielt man sich einigermaßen ruhig, konnte man neben unzähligen Orchideen Eidechsen, Schlangen aber auch seltene Schmetterlinge, wie den Kardinal sehen. Jetzt stören Touristen diese Einblicke in die Natur.
Die Farbpalette der Sande reicht von weiß über gelb nach braun, rot bis aubergine, lichtgrau
bis grün; die Farbenpracht beeindruckt.
Mit einem Wasserstrahl wurde der relativ feste Sand gelöst und aufgeschwemmt und zu flachen Auffangbecken gespült. Auf dem Weg dorthin sanken die schwereren Teile nach unten, so dass ein großer Teil des Sandes auf der Strecke blieb. In den Auffangbecken setzte sich die Trennung fort und die Farbpigmente blieben über dem schwererem Sand stehen. Nachdem das Wasser verdunstet war, wurden die Farbpigmente aufgenommen und weiter aufgearbeitet.
Rechts, die Farbschattierungen in den bunten Sanden bei Rustrel auf einem Blick bei einer Abbruchkante an einem Bachbett.
Ein Schatz aus der Mergelgrube bei Carniol. Dieser kleine Pyritwürfel mit einer Kantenlänge von ungefähr 2 mm hat auf jeder Würfelseite ein »Röschen«.
Rechts ein Abdruck eines Ammoniten, Fossilien findet man in dem Kalkgestein reichlich.
Die Sträucher nahe eines Wasserfalls wurden vom Wasser bespritzt. Der eisige Wind des Mistrals
ließ das Wasser augenblicklich gefrieren und zauberte rings um den Wasserfall eine
Traumlandschaft aus Eis.
Die Natur der Provence zeigt große Gegensätze: Die Abgründe der Cañons, die in Jahrmillionen von Flüssen in den weichen Stein gewaschen wurden, die Felsen der Kalkmassive oder das Grün der Urwälder auf den Höhenzügen, eine Landschaft, die atemberaubend und beruhigend zugleich ist.
Durch diese enge, vegetationsreiche Schlucht fließt der Calavon, der im späten Frühjahr und im Sommer oft nur ein Rinnsal ist, dann teils im verkarsteten Untergrund weiterfließt und nicht zu sehen ist. Deutliche Spuren zeigen aber, es gibt auch wasserreiche Zeiten, in denen das Flüsschen zum reißenden Gebirgsbach wird.
Im ausgetrockneten Bachbett des Calavon hüpfte ein Laubfrosch, der erste den ich je sah. Gesehen am 24.05.2008
Wenige Stunden später regnete es lange und viel, da wurde der Calavon zum reißenden Gebirgsbach, der Wasserstand war nun rund 1,50 m hoch.
Viele Dörfer in der Provence wurden vor Jahren von ihren Bewohner verlassen, die Häuser verfielen. Bei meinem ersten Besuch 1983 lebte hier in diesen Ort anscheinend nur noch ein altes Mütterlein. Jetzt ziehen die Stadtflüchtlinge hierher, restaurieren die Häuser liebevoll und erwecken die Dörfer zu neuem Leben. Selbst das Bürgermeisteramt, die Maire ist wieder geöffnet. Für Wanderer wie mich brachten die Erneuerungen allerdings einen Nachteil: Fast überall sind die öffentlichen Wasserstellen verschwunden.
Landschaftsbild von Viens aus über die Ebene mit dem Cañon Oppedette.
Viens ist ein typisches Provence-Dorf/Stadt, am Berghang gelegen, mit engen, verwinkelten Gassen, Torbögen und Treppen. Von hier Oben hat man einen weiten Blick über die Landschaft.
Bild links, auf dem Weg zum Lac de Allos, Blick zurück nach Colmars.
Typische Provence-Landschaften mit Lavendelfeldern. An vielen Stellen leuchtet der Mohn, wie hier bei Abt.
Im Frühjahr erschien mir der Himmel immer besonders blau und klar. So klar, daß man die
kondensstreifenziehenden Flugzeuge erkennen konnte. »Die Franzosen« scheinen ein Volk mit vielen Pyromanen zu sein, durch ihr Zündeln werden häufig ganze Landstriche vernichtet, die Baumruine belegt den ruinösen Umgang mit dem Feuer.
In solchen Dörfern wie Viens scheint die Zeit stehen zu bleiben. In den Gassen gibt es keinen Verkehrslärm und die dicken Wände, die verwinkelten Gassen schluckendie Geräusche. Man hat das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.
Die schmalen Gassen zwischen den aus Bruchstein gebauten, recht hohen Häusern bleiben auch im
Sommer recht kühl. Das durch den gelben Stein reflektierte Licht verbreitet ein eigentümliches, inneres Leuchten in den Gassen.
Solche Waschplätze oder Brunnen gab es füher in jedem Ort. Hier wurde Wasser für den Haushalt geholt und in dem großem Becken die Wäsche gewaschen. Heute sind sie nur noch Dekoration. Gewaschen wird zu Hause, wahrscheinlich auch mit der Waschmaschine.
In anderen Orten stehen noch öffentlich zugängliche Trinkwasserquellen aus der Zeit, als Wasseranschlüsse in den Häusern noch nicht selbstverständlich waren.
Steter Tropfen höhlt den Stein. Das Wasser sucht sich seinen Weg und lässt sich auch nicht von den Felsen davon abhalten. In der Provence dürfen sich die Flüsse und Bäche noch ihre eigenen Wege suchen. Auf Schritt und Tritt sieht man den Einfluß des Wassers auf die Gestaltung der Landschaft.
Die tiefen Rinnen zeugen von jahrelanger Arbeit des Wassers. Die Felsen im und am Flusslauf, also überall dort wo heute oder früher das Wasser lief sind glattpoliert. In diesen natürlich fließenden Bächen und Flüssen funktioniert noch die Selbstreinigung des Wassers. In den Gewässern leben zahlreiche Tiere, angefangen von Köcherfliegenlarven, Furchenschwimmer zu den Krebsen und Fischen.
Rechts ein Zufluß zum Verdon oberhalb der Schlucht bei Maireste. Aus einer Öffnung mit etwa einem Meter Durchmesser schoß ein mächtiger Wasserstrahl heraus. Der Niederschlag, welcher auf des Plateau von La Palud fiel, sickerte durch das Gestein und kommt hier Zutage. Im Laufe der letzten Jahre änderte sich der Austritte dieser Quelle. Im Frühjahr 2006 trat das Wasser etwa 50 Meter weiter entfernt an Tageslicht.
Im Mai 2007 rauschte nach Jahren mal wieder, nach tagelangen, heftigen Regenfällen das Wasser aus der großen, runden Öffnung oben in der Felswand.
Diese einfachen, ohne Mörtel aufgeschichten Steinäuser, auch Bories genannt dienten Schäfern und Bauern als Wohnung. Die Wände sind gut ein Meter dick. Dieses Steinhaus hat zwei Räume. Die Steinäuser entstanden zwischen 1400 und 1800, als das Bauholz ringsum schon knapp war und sich Steinbauten bequemer aufschichten ließen. Außerdem war das Baumaterial schon direkt vor Ort, es brauchte nur von den Feldern aufgesammelt werden. So wurden die Steine, die den Ackerbau erschwerten gleich sinnvoll verwendet.
Hier oben am Col Rousset ist ein Schlafplatz von Geiern. Nachdem vor Jahren wieder Gänsegeier in der Provence ausgewildert wurden, kehrten auch andere Geier, wie Schmutz- und Lämmergeier zurück. Unterhalb des Col Rousset werden sie abendlich gezählt. An einem Abend im Juni 2006 zählte man über 50 Exemplare. Tags darauf war ich oben in den Bergen und beobachtete die Vögel, wie sie scheinbar in der Luft schweben.
Der Platz am Buech ist für mich das Tor zur Provence; hier raste ich eigentlich immer nach der langen Anfahrt und stelle mich auf den Urlaub um. Hier wachsen ringsherum viele verschiedene Orchideen; im Überschwemmungsgebiet des Buech`s oder auf den umliegenden Hügeln. Nach einer regenreichen Nacht stiegen am Morgen die Nebel aus den Wiesen und Feldern und die Tropfen zauberten Edelsteine an die Kiefernnadeln.
Am Strand in der Ardèche-Schlucht.
Der Sorgue der Fontaine de Vaucluse nach Vorgabe (Autor unbekannt). Überarbeitet: Jutta Richter.
Eines der großen geologischen Mysterien Südfrankreichs ist die Fontaine de Vaucluse am Fuß des Mont Ventoux.
Die Quelle ist schon seit dem Altertum berühmt. »Strabon« (58 vor, bis 25 nach Chr.) erwähnte sie bereits. Vor 600 Jahren verleitete der Ort den Dichter Petrarca zu schwärmerischen Sonnetten.
Aus der Tiefe des Erdinneren steigt das Wasser in einem Naturschacht auf ans Tageslicht, zu einem 20 m weiten Höhlenportal in ein geheimnisvoll dunkles Wasserbecken und ergießt sich als Fluß, die Sorgue über die Abflußkante.
Die Fontaine de Vaucluse ist der Ausgang eines gewaltigen unterirdischen Netzes, daß die kalkhaltigen Wasser aus einem Umkreis von etwa 60 km, der bis nach Sisteron führt und den Mont Ventoux, das Luregebirge, den Luberon mit der Hochebene Saint-Christol und die Berge des Vaucluse ausschwemmt. Diese Fläche »Impluvium« genannt, ist etwa 1240 km² groß.
Die Quelle bietet je nach Saison ein eindrucksvolles Schauspiel - ein Mal ist das Wasser ruhig und still, ein anderes Mal überschäumend und temperamentvoll.
Während der Perioden mit niedrigem Wasserstand ist die Fontaine de Vaucluse eine ruhige Quelle, die im Grund der Schlucht schläft. Dort fesselt und ertränkte der Legende nach Saint Veran den »Coulorbre«.
Am 13. Mai 2002 war der Wasserstand mit 22,46 m recht hoch. Aus dem scheinbar ruhigen Quelltopf, die Wasseroberfläche wirkte völlig strömungslos, flossen 32,76 m³/S schäumend und spritzend über die Felsen am Abflussrand. Der, von hohen Felswänden eingeschlossenen Quelltopf, das smaragdgrüne Wasser und die schäumende Gischt am Abfluß vermittelte eine nicht zu beschreibende, mystische Atmosphäre.
Dank der Menge und Sauberkeit ihres Wassers ist die Sorgue ein sehr fischreicher Fluß in ihr findet man Bach- und Regenbogenforellen. Ab Mosquety, etwa 4 km stromabwärts fischt man Äschen und Lambreten, sowie Stichlinge.
Viele berühmte Besucher waren bei der Quelle. Im Jahre 1318 besichtigte König Robert von Sizilien, umgeben von seinem prunkvollen Hofstaat die Quelle in Begleitung von Sancie d´ Aragon. Im 17. Jahrhundert wird die Vaucluse als außergewöhnliche Sehenswürdigkeit eingestuft. Heutzutage kommen jedes Jahr mehr als eine Million Besucher hierher, zur Freude der zahllosen Andenkenverkäufer.
17. November 1869: M. Reboul, Geometer beim Syndikat des Kanales von Vaucluse, nützt einen sehr niedrigen Wasserstand aus um ein Merkzeichen anzubringen, daß den Nullpunkt einer Meßleiter darstellt. Diese Meßleiter enthält 25 Marken in jeweils 1 Meter Abstand. Der Nullpunkt liegt bei 84,45 m über NN.
Lange bevor an beiden Seiten der Grotte das Sorguometer befestigt wurde, diente ein Feigenbaum, der sich an der Felswand klammert als »Maßstab«. Wie alt er ist, weiß man nicht, man weiß nur, daß ihn schon Francesco Petrarca (1304 bis 1374), als er hier, zwischen 1337 und 1353 weilte erwähnte.
Bei Hochwasser fließt die smaragdgrüne Sorgue wie eine gewaltige Masse über den Beckenrand. Der Farbeffekt kommt von den Wasserpflanzen, hier besonders von »Berle« Sium offizinalis, das hier in Überfülle wächst. Im letzten Jahrhundert verwendete man diese Pflanze als Dünger für die Olivenbäume.
Das Wasser der Quelle wird täglich kontrolliert: Die atmosphärischen Bedingungen, der Wasserstand, die Temperatur, und die Wasseranalysen werden sorgfältig ausgeführt und aufgezeichnet.
Biologisch wird das Wasser als durchschnittlich qualifiziert. Bei Hochwasser zeigt die radiologische Untersuchung auf Kohlenstoff 14 (C 14) die Anwesenheit von fossilem Wasser.
Das Geheimnis des Grundwassers oder genauer gesagt seiner zurückgelegten Wege ist so verzweigt, verworren, daß der Ausdruck »vauclusische Quelle« benutzt wird, um so das Wiederquellen eines Gewässers zu bezeichnen, das in den Bodenspalten verschwindet und mehr oder weniger schnell unter der Erden weiterfließt. In Wirklichkeit ist die Fontaine de Vaucluse ein Wasserlauf, der unter der Erde gebildet wird und hier zu Tage tritt, eine in Karstgebieten häufige Erscheinung.
Plötzliches Hochwasser der Quelle ist kein Geheimnis mehr, denn es ist eng mit der Regenmenge verbunden, die auf das Impluviums fällt. Dagegen wurde für die Mindestabflußmenge noch keine Erklärung gefunden.
Die Frage, woher denn der in der Quelle aufsteigende Fluss stammt und wie tief wohl dieser Quelltopf sein könnte, beschäftigte Generationen von Höhlenforschern. Schon im letzten Jahrhundert wurde ein erster Tauchversuch unternommen.
Ein Hafentaucher aus Marseille wurde 23 Meter tief in den Naturschacht hinabgelassen, sah wenig und wurde wieder hinaufgezogen.
In den 50er Jahren stieg der damals noch wenig bekannte Tauchpionier Jacques Cousteau in den Quelltopf. In 77 Meter Tiefe war auch für ihn die Reise zu Ende. Der Naturschacht gehe senkrecht weiter hinab, berichtete er - doch wie tief wohl?
Anfang der 80er Jahre lieferten sich der französische Höhlentaucher Claude Touloumidjan und sein deutscher Konkurrent Jochen Hasenmayer einen regelrechten Wettkampf um den tiefsten Höhlentauchgang, der je unternommen wurde. Der Deutsche erreichte zunächst auf 143 Meter Tiefe. Der wurde wenig später um 10 Meter überboten.
Darauf konterte er 1983 mit einem Tiefenrekord von 205 Metern - damals die größte Wassertiefe, die ein Sporttaucher jemals erreicht hatte. 45 Minuten dauerte Hasenmayers Weg in die Tiefe. Für den Wiederaufstieg musste er sich - wegen der Dekompressionsstopps - mehr als 8 Stunden Zeit nehmen. Wobei er - je nach Wassertiefe - aus verschiedenen Flaschen unterschiedliche Luftgemische einatmete. Denn in so extremen Tiefen wirkt normale Pressluft giftig. Der Grund der Fontaine de Vaucluse war noch immer nicht erreicht.
Erst 1985 setzte ein ferngelenktes Mini-U-Boot in 315 Metern Tiefe auf dem Sandboden auf. Woher das Wasser kommt ist bis heute unklar.
Auf dem Weg zur Quelle
Die Schlucht bei niedrigem Wasserstand am 8. Juni 2005
Der Sorguometer am 20. Mai 2008 bei niedrigem Wasserstand
Die Fontaine de Vaucluse bei Hochwasser am 13. Mai 2002. Uralter Feigenbaum als Maßstab für den Wasserstand, bei Hochwasser reicht das Wasser bis zu dem Feigenbäumchen, was seit Urzeiten dort steht.
Bei Niedrigwasser sieht man auf dem zweiten Bild das Feigenbäumchen oben am Bildrand.
Klares und ruhiges Wasser bei hohem Wasserstand.
Am Abfluß der Quelle, hier war 1337 schon Petrarca.
Wildes Wasser schäumt und spritzt über die Felsen.
Aktualisiert am: 03.02.2011