Landschaften

Karte der Provence

(Christian Richter)
Provence Karte
 

Landschaft

Provence Während der Trias lagerte das Meer hier rauhe, dolo­mitische Kalk­schichten ab. Das Gebiet der heutigen Provence war rund 125 Milli­onen Jahre von einem Meer be­deckt. Im Jura war das Meer nur flach; Korallen­stöcke bildeten Kalkbänke.
Die spätere Er­hebung der Alpen vor etwa 30 Millionen drängte das Meer nach Süden ab. Noch heute werden die Alpen auf Grund der Kontinen­tal­drift Afrikas jährlich um bis 1 mm gehoben. Dieser Vor­gang wird sicherlich noch die nächsten Jahr­millionen an­halten, wobei das Alpen­vor­land weiter absinken wird.
 

Der Cañon du Verdon

Canyon Verdon Über 45 km Länge und bis zu 700 m Tiefe hat der Verdon seit dem Ende der Kreide­zeit die Schlucht in den Kalk­stein ge­graben. Es ist die tiefste und längste und mit den bis zu 700 m steil abfall­enden, dicht bei­ein­ander stehen­den Wänden sicher­lich auch die schönste und eindruck­vollste Schlucht Europas.
Auf dem linken Photo blickt man von Rougon in den Eingang des Cañons nach Westen über den Cañon von Rougon aus. Mitte: Vom höchsten Aus­sichts­punkt der nörd­lichen Panorama­straße, hier geht es rund 700 m in die Tiefe. Blick nach Osten und Rechts, Blick nach Westen.
Canyon Verdon Verdon
Aus Wikipedia: »Ein Cañon oder Cañons (span. cañón, möglicherweise eine Abwandlung von callón »Fußweg«) ist ein schluchtartig ein­ge­schnittenes Tal beziehungs­weise Graben­system in Gebieten mit horizontal lagernden Gesteins­schichten. Cañons ent­stehen durch Aus­waschung eines Flusses in einer Ebene, der sich in einem langen Erosions­prozess in das Plateau hinein­gräbt. Es ent­stehen dabei heraus­ragende Klippen, weil Schichten härteren Gesteins gegenüber der Erosion resistenter sind und diese frei­ge­legt werden. Cañons kommen in trockenen Gegenden häufiger vor, da die Witter­ung in trockenen Gegenden einen geringen Effekt hat. Cañons formen sich häufig aus wider­stands­kräftigem Sand­stein oder Granit. Es gibt auch unter­seeische Cañons, typischer­weise bei Flussmündungen als unterseeische Verlängerung des Fluss­laufs.
Neben dem weltgrößten Cañon, dem Grand Cañon in Colorado (USA), gilt der Tara Cañon in Monte­negro als zweitgrößter Cañon der Welt. Der tiefste Cañon der Welt ist der Colca Cañon in Arequipa (Peru). Cañonähnliche Täler gibt es in Europa beispiels­weise auf Kreta mit der Samaria-Schlucht und auf Mallorca mit dem Torrente de Pareis. Der tiefste europäische Cañon ist mit bis zu 700 Metern die Verdon­schlucht in Frankreich. Das größte Graben­system des Sonnen­systems stellt das Valles Marineris auf dem Planeten Mars dar.
 

Verdon, des Widerspenstigen misslungene Zähmung.

Verdon Verdon Verdon Verdon
Verdon Trotz der Regel­ung am Oberlauf bei Castellane ist der Verdon ein wilder Fluß ge­blieben. Auch diese Schlucht sollte durch den Bau eines Stau­dammes zu einem See gemacht werden. Glück­licher Weise wurde der Plan nicht vollendet. So blieb diese beein­druckende Schlucht er­halten. Sie zu durch­wandern ist ein un­ver­gess­liches Er­lebnis. Einige Eindrückehielt ich fest. Der Wasser­stand des Verdons schwankt starkt und das Wasser fließt mal ruhig und mal wild. Das vorletzte Bild zeigt einen Blick in den südlichen Zufluß des Artuby.
Verdon Verdon Jaspis
Und ein «Schatz» im Flußbett des Verdon, ein Jaspis. Der Stein war aller­dings so schwer, daß ich ihn nicht fort tragen konnte.
 

Römische Brücke

Roemische Bruecke Verdon Verdon Die alte Brücke über den Verdon vor dem Eingang zur Verdon Schlucht stammt noch aus der Zeit der Römer.
Am Ende der Verdon-Schlucht fließt der Verdon in den Lac de Sainte-Croix.
Blitzzeichen Blitzzeichen
Auf der west­lichen Seite des Sainte-Croix schlug ein Blitz in eine Kiefer ein und hinter­ließ sein Brand­zeichen.
 

Verdon, Grafik vom Bodenprofil

Grafik In der Trias ( vor 248 bis 213 Millionen Jahren) sank das Gebiet der heutigen Provence ab und wurde von einem warmen, flachen Meer bedeckt. Schlamm und Kalk setzten sich am Boden dieses Meeres ab und bildten im Laufe der Jahr­millionen eine dicke Kalk­schicht. In diese Kalk­schicht wurden auch tote Tiere eingebettet, die man heute als Fossilien überall findet.
In der darauf folgenden Jurazeit, vor 213 bis 144 Millionen Jahren und der Kreidezeit vor 144 bis 65 Millionen Jahren wachsen die Ablager­ungen zu einem Gebirgs­massiv, welches von Nizza bis Saint-Jours reicht.
Ein Teil dieses Massiv ist eine Hochebene, in der sich der Verdon später sein Bett aushöhlte. Damals war das Klima warm und feucht mit üppiger Vege­tation. In den Urwäldern und Lagunen­land­schaften leben über Jahrmillionen die Saurier.
Im Tertiär (65 bis 2 Millionen Jahren) bildeten sich allmählich die Alpen. Durch die gewaltigen Kräfte, mit denen sich die afrika­nische Kontinen­tal­scholle auf den europä­ischen Konti­nent schiebt, brechen die oberen Kalks­chichten auf, so auch in der Hoch­ebene auf welcher der Verdon fließt. Täler bildeten sich aus und das spätere Profil der Verdon-Schlucht wurde ange­legt. Durch den Auf­bau der Alpen wird das Meer nach Süden gedrängt. Ge­waltige Kräfte heben und brechen das Ge­stein, neigen und verwerfen die Erd­schollen. Sie bilden das Profil der Provence und das Relief des Verdons. Zum Ende des Tertiär gab es einen Klimaum­schwung, in dem sich die Nieder­schlags­menge erhöhte. Die sinn­flut­artigen Nieder­schläge ver­ursachen eine Natur­kata­strophe und ließen den Verdon zu einem ge­waltigen Strom an­schwellen. Mit einer Durch­fluss­menge von 22000 m³/Sek war der Verdon so groß wie der Nil heute.
Nach der Wende zum Quartär vor zwei Millionen Jahren voll­endet sich die Ge­stalt­ung der Verdon­schlucht. Während der Eis­zeiten durch­flossen gewaltige Eis­ströme den Cañon und formten die Schlucht weiter. An den Ufern wurden die Kalk- und Dolomit­gesteine durch das kohlensäure­haltige Wasser gelöst, sie ver­karsteten. Durch die Lösung des Kalk­gesteins im Unter­grund (Suberosion) ent­standen Karst­erscheinungen wie Schlotte, Spalten, Erdorgel, Naturschächte und Höhlen. Brachen die Decken über den Hohlräumen ein, entstanden Ein­sturz­trichter, Erdfälle oder Dolinen.
Vor rund acht Jahr­tausenden siedelten die ersten Menschen am Verdon im ehe­maligen Sumpf­gebiet von La Palud. Dies belegen Funde mensch­licher Über­reste.
 

Colorado

Rustrel Rustrel Rustrel Rustrel Der bunte Sand bei Rustrel war noch vor 20 Jahren die Heimat vieler Orchideen. Durch den in letzten 10 Jahren stark zuge­nommenen Tourismus ver­schwanden leider viele Arten. Heute findet man hier fast nur noch Listra ovata, Orchis purpurea und Plantathera bifolia Plantathera bifolia.
Vor Jahren noch wurden die Farb­pigmente, Nickel- Eisen- und Mangan­oxyde aus dem Sand gewaschen, ge­trocknet und in den Handel gebracht.
Die licht­echten Farben zierten mit ihrer Farben­pracht nicht nur die Häuser der näheren umgebung. Heute sind die Natur­farben leider durch synthetische Er­zeug­nisse verdrängt worden, die aber weder die Leucht­kraft noch die Licht­bestän­dig­keit haben. Künstler wissen diese Eigen­schaft heute aber noch zu schätzen.
In den 80er Jahren des vorigen Jahr­hunderts konnte man stunden­lang unge­stört durch die, von Menschen­hand, Wind und Wetter ge­formten, bunten Sands­kulpturen wandern. Ver­hielt man sich einiger­maßen ruhig, konnte man neben un­zähligen Orchideen Eidechsen, Schlangen aber auch seltene Schmetter­linge, wie den Kardinal sehen. Jetzt stören Touristen diese Ein­blicke in die Natur.
Rotersand Farbfluss Stein Die Farb­palette der Sande reicht von weiß über gelb nach braun, rot bis aubergine, licht­grau bis grün; die Farben­pracht beeindruckt.
Mit einem Wasser­strahl wurde der relativ feste Sand gelöst und aufge­schwemmt und zu flachen Auffang­becken gespült. Auf dem Weg dorthin sanken die schwereren Teile nach unten, so dass ein großer Teil des Sandes auf der Strecke blieb. In den Auffang­becken setzte sich die Trenn­ung fort und die Farb­pigmente blieben über dem schwer­erem Sand stehen. Nach­dem das Wasser ver­dunstet war, wurden die Farb­pigmente auf­genommen und weiter aufge­arbeitet.
Rechts, die Farb­schattier­ungen in den bunten Sanden bei Rustrel auf einem Blick bei einer Ab­bruch­kante an einem Bach­bett.
 

Pyritwürfel

Pyritwuerfel Ein Schatz aus der Mergelgrube bei Carniol. Dieser kleine Pyrit­würfel mit einer Kanten­länge von unge­fähr 2 mm hat auf jeder Würfelseite ein »Röschen«.
Fossilien
Rechts ein Ab­druck eines Ammoniten, Fossilien findet man in dem Kalk­gestein reich­lich.
 

Eiszweige

Eiszweige Die Sträucher nahe eines Wasser­falls wurden vom Wasser bespritzt. Der eisige Wind des Mistrals ließ das Wasser augen­blickl­ich ge­frieren und zauberte rings um den Wasser­fall eine Traum­land­schaft aus Eis.
 

Cañon Oppedette

Oppedette Canyon Oppedette Canyon Oppedette Die Natur der Provence zeigt große Gegensätze: Die Abgründe der Cañons, die in Jahr­millionen von Flüssen in den weichen Stein ge­waschen wurden, die Felsen der Kalkmassive oder das Grün der Urwälder auf den Höhenzügen, eine Land­schaft, die atem­beraubend und be­ruhigend zu­gleich ist.
Durch diese enge, vegeta­tions­reiche Schlucht fließt der Calavon, der im späten Früh­jahr und im Sommer oft nur ein Rinnsal ist, dann teils im ver­karsteten Unter­grund weiterfließt und nicht zu sehen ist. Deutl­iche Spuren zeigen aber, es gibt auch wasser­reiche Zeiten, in denen das Flüsschen zum reißenden Gebirgs­bach wird.
Laubfrosch Laubfrosch Laubfrosch
Im ausgetrockneten Bachbett des Calavon hüpfte ein Laubfrosch, der erste den ich je sah. Gesehen am 24.05.2008
Calavon
Wenige Stunden später regnete es lange und viel, da wurde der Calavon zum reißenden Gebirgsbach, der Wasserstand war nun rund 1,50 m hoch.
 

Oppedette

Oppedette Oppedette Viele Dörfer in der Provence wurden vor Jahren von ihren Bewohner verlassen, die Häuser ver­fielen. Bei meinem ersten Besuch 1983 lebte hier in diesen Ort an­scheinend nur noch ein altes Mütter­lein. Jetzt ziehen die Stadt­flücht­linge hier­her, restau­rieren die Häuser liebevoll und erwecken die Dörfer zu neuem Leben. Selbst das Bürger­meister­amt, die Maire ist wieder ge­öffnet. Für Wanderer wie mich brachten die Er­neuer­ungen aller­dings einen Nach­teil: Fast über­all sind die öffent­lichen Wasser­stellen ver­schwunden.
 

Landschaftsbilder der Provence

Viens Landschafts­bild von Viens aus über die Ebene mit dem Cañon Oppedette.
Viens ist ein typisches Provence-­Dorf/Stadt, am Berg­hang ge­legen, mit engen, ver­winkelten Gassen, Tor­bögen und Treppen. Von hier Oben hat man einen weiten Blick über die Landschaft.
Colmars Bild links, auf dem Weg zum Lac de Allos, Blick zurück nach Colmars.
Landschaft Landschaft mit Mohn
Typische Provence-Land­schaften mit Lavendel­feldern. An vielen Stellen leuchtet der Mohn, wie hier bei Abt.
Baumruine
Im Frühjahr erschien mir der Himmel immer besonders blau und klar. So klar, daß man die kondens­streifen­ziehenden Flugzeuge er­kennen konnte. »Die Franzosen« scheinen ein Volk mit vielen Pyromanen zu sein, durch ihr Zündeln werden häufig ganze Land­striche ver­nichtet, die Baum­ruine be­legt den ruinösen Um­gang mit dem Feuer.
 

Viens

Viens Viens Viens Viens In solchen Dörfern wie Viens scheint die Zeit stehen zu bleiben. In den Gassen gibt es keinen Verkehrs­lärm und die dicken Wände, die ver­winkelten Gassen schluckendie Geräusche. Man hat das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.
Die schmalen Gassen zwischen den aus Bruch­stein ge­bauten, recht hohen Häusern bleiben auch im Sommer recht kühl. Das durch den gelben Stein reflek­tierte Licht ver­breitet ein eigent­üm­liches, inneres Leuchten in den Gassen.
 

Waschplatz mit Brunnen

Brunnen Brunnen Solche Waschplätze oder Brunnen gab es füher in jedem Ort. Hier wurde Wasser für den Haus­halt ge­holt und in dem großem Becken die Wäsche gewaschen. Heute sind sie nur noch Dekoration. Gewaschen wird zu Hause, wahr­schein­lich auch mit der Wasch­maschine.
In anderen Orten stehen noch öffentlich zugäng­liche Trink­wasser­quellen aus der Zeit, als Wasser­an­schlüsse in den Häusern noch nicht selbst­verständ­lich waren.
 

Wasser als Landschaftsformer

Wasserspiele Wasserspiele Steter Tropfen höhlt den Stein. Das Wasser sucht sich seinen Weg und lässt sich auch nicht von den Felsen davon abhalten. In der Provence dürfen sich die Flüsse und Bäche noch ihre eigenen Wege suchen. Auf Schritt und Tritt sieht man den Einfluß des Wassers auf die Ge­staltung der Land­schaft.
Die tiefen Rinnen zeugen von jahrelanger Arbeit des Wassers. Die Felsen im und am Fluss­lauf, also über­all dort wo heute oder früher das Wasser lief sind glatt­poliert. In diesen natürlich fließenden Bächen und Flüssen funktio­niert noch die Selbst­reinig­ung des Wassers. In den Gewässern leben zahl­reiche Tiere, ange­fangen von Köcher­fliegen­larven, Furchenschwimmer zu den Krebsen und Fischen.
Mairestequelle Rechts ein Zufluß zum Verdon oberhalb der Schlucht bei Maireste. Aus einer Öffn­ung mit etwa einem Meter Durch­messer schoß ein mächtiger Wasser­strahl heraus. Der Nieder­schlag, welcher auf des Plateau von La Palud fiel, sickerte durch das Ge­stein und kommt hier Zu­tage. Im Laufe der letzten Jahre änderte sich der Aus­tritte dieser Quelle. Im Frühjahr 2006 trat das Wasser etwa 50 Meter weiter ent­fernt an Tages­licht.
Im Mai 2007 rauschte nach Jahren mal wieder, nach tagelangen, heftigen Regenfällen das Wasser aus der großen, runden Öffnung oben in der Felswand.
 

Steinhäuser bei Sederon

Steinhaeuser Steinhaeuser Diese einfachen, ohne Mörtel aufgeschichten Steinäuser, auch Bories genannt dienten Schäfern und Bauern als Wohnung. Die Wände sind gut ein Meter dick. Dieses Stein­haus hat zwei Räume. Die Steinäuser ent­standen zwischen 1400 und 1800, als das Bau­holz ringsum schon knapp war und sich Stein­bauten bequemer auf­schichten ließen. Außer­dem war das Bau­material schon direkt vor Ort, es brauchte nur von den Feldern aufge­sammelt werden. So wurden die Steine, die den Acker­bau erschwerten gleich sinn­voll ver­wendet.
 

Landschaft der Provence, Col Rousset

Col Rousset Col Rousset Col Rousset Geier
Geier Geier Geier Geier
Geier Hier oben am Col Rousset ist ein Schlaf­platz von Geiern. Nach­dem vor Jahren wieder Gänse­geier in der Provence ausge­wildert wurden, kehrten auch andere Geier, wie Schmutz- und Lämmer­geier zurück. Unter­halb des Col Rousset werden sie abend­lich gezählt. An einem Abend im Juni 2006 zählte man über 50 Exemplare. Tags darauf war ich oben in den Bergen und beob­achtete die Vögel, wie sie schein­bar in der Luft schweben.
 

Nebel am Buech

NebelamBuech Edelstein Der Platz am Buech ist für mich das Tor zur Provence; hier raste ich eigent­lich immer nach der langen An­fahrt und stelle mich auf den Urlaub um. Hier wachsen rings­herum viele ver­schiedene Orchideen; im Über­schwemmungs­gebiet des Buech`s oder auf den um­liegenden Hügeln. Nach einer regen­reichen Nacht stiegen am Morgen die Nebel aus den Wiesen und Feldern und die Tropfen zauberten Edel­steine an die Kiefern­nadeln.
 

Ardèche-Schlucht

Ardeche Am Strand in der Ardèche-Schlucht.
 

Fontaine de Vaucluse

Karte Vaucluse
 

Grafik des Bodenprofils

Der Sorgue der Fontaine de Vaucluse nach Vorgabe (Autor unbekannt). Über­arbeitet: Jutta Richter.
Eines der großen geologischen Mysterien Südfrankreichs ist die Fontaine de Vaucluse am Fuß des Mont Ventoux.
Die Quelle ist schon seit dem Alter­tum berühmt. »Strabon« (58 vor, bis 25 nach Chr.) erwähnte sie bereits. Vor 600 Jahren ver­leitete der Ort den Dichter Petrarca zu schwärmer­ischen Sonnetten.
Aus der Tiefe des Erd­inneren steigt das Wasser in einem Natur­schacht auf ans Tages­licht, zu einem 20 m weiten Höhlen­portal in ein ge­heimnis­voll dunkles Wasser­becken und ergießt sich als Fluß, die Sorgue über die Abfluß­kante.
Die Fontaine de Vaucluse ist der Ausgang eines ge­waltigen unter­irdischen Netzes, daß die kalk­haltigen Wasser aus einem Um­kreis von etwa 60 km, der bis nach Sisteron führt und den Mont Ventoux, das Lure­ge­birge, den Luberon mit der Hoch­ebene Saint-Christol und die Berge des Vaucluse aus­schwemmt. Diese Fläche »Impluvium« genannt, ist etwa 1240 km² groß.
Die Quelle bietet je nach Saison ein ein­drucks­volles Schauspiel - ein Mal ist das Wasser ruhig und still, ein anderes Mal über­schäumend und temperament­voll.
Während der Perioden mit niedrigem Wasser­stand ist die Fontaine de Vaucluse eine ruhige Quelle, die im Grund der Schlucht schläft. Dort fesselt und ertränkte der Legende nach Saint Veran den »Coulorbre«.
Am 13. Mai 2002 war der Wasser­stand mit 22,46 m recht hoch. Aus dem schein­bar ruhigen Quell­topf, die Wasser­ober­fläche wirkte völlig strömungs­los, flossen 32,76 m³/S schäumend und spritzend über die Felsen am Ab­fluss­rand. Der, von hohen Felswänden ein­ge­schlossenen Quell­topf, das smaragd­grüne Wasser und die schäumen­de Gischt am Ab­fluß ver­mittelte eine nicht zu be­schreibende, mystische Atmos­phäre.
Dank der Menge und Sauber­keit ihres Wassers ist die Sorgue ein sehr fisch­reicher Fluß in ihr findet man Bach- und Regen­bogen­forellen. Ab Mosquety, etwa 4 km strom­abwärts fischt man Äschen und Lam­breten, sowie Stich­linge.
Viele berühmte Be­sucher waren bei der Quelle. Im Jahre 1318 be­sichtigte König Robert von Sizilien, um­geben von seinem prunk­vollen Hof­staat die Quelle in Be­gleitung von Sancie d´ Aragon. Im 17. Jahr­hundert wird die Vaucluse als außer­gewöhn­liche Sehens­würdig­keit ein­gestuft. Heut­zu­tage kommen jedes Jahr mehr als eine Million Be­sucher hier­her, zur Freude der zahl­losen An­denken­ver­käufer.
 

Der Sorguometer

17. November 1869: M. Reboul, Geometer beim Syndikat des Kanales von Vaucluse, nützt einen sehr niedrigen Wasser­stand aus um ein Merk­zeichen an­zu­bringen, daß den Null­punkt einer Meß­leiter darstellt. Diese Meß­leiter enthält 25 Marken in jeweils 1 Meter Ab­stand. Der Null­punkt liegt bei 84,45 m über NN.
Lange bevor an beiden Seiten der Grotte das Sorguo­meter be­festigt wurde, diente ein Feigen­baum, der sich an der Fels­wand klammert als »Maßstab«. Wie alt er ist, weiß man nicht, man weiß nur, daß ihn schon Francesco Petrarca (1304 bis 1374), als er hier, zwischen 1337 und 1353 weilte erwähnte.
Bei Hoch­wasser fließt die smaragdgrüne Sorgue wie eine gewaltige Masse über den Becken­rand. Der Farb­effekt kommt von den Wasser­pflanzen, hier besonders von »Berle« Sium offizinalis, das hier in Überfülle wächst. Im letzten Jahr­hundert ver­wendete man diese Pflanze als Dünger für die Oliven­bäume.
Das Wasser der Quelle wird täglich kontrol­liert: Die atmos­phärischen Be­ding­ungen, der Wasser­stand, die Temperatur, und die Wasser­analysen werden sorgfältig aus­geführt und auf­ge­zeichnet.
Bio­logisch wird das Wasser als durch­schnitt­lich qualifiziert. Bei Hoch­wasser zeigt die radio­logische Unter­suchung auf Kohlen­stoff 14 (C 14) die An­wesen­heit von fossilem Wasser.
Das Geheimnis des Grund­wassers oder ge­nauer gesagt seiner zurück­ge­legten Wege ist so ver­zweigt, ver­worren, daß der Ausdruck »vauclusische Quelle« be­nutzt wird, um so das Wieder­quellen eines Gewässers zu be­zeichnen, das in den Boden­spalten ver­schwindet und mehr oder weniger schnell unter der Erden weiter­fließt. In Wirklich­keit ist die Fontaine de Vaucluse ein Wasser­lauf, der unter der Erde ge­bildet wird und hier zu Tage tritt, eine in Karst­ge­bieten häufige Er­scheinung.
Plötzliches Hoch­wasser der Quelle ist kein Geheimnis mehr, denn es ist eng mit der Regen­menge ver­bunden, die auf das Impluviums fällt. Da­gegen wurde für die Mindest­ab­fluß­menge noch keine Er­klär­ung ge­funden.
Die Frage, woher denn der in der Quelle auf­steigende Fluss stammt und wie tief wohl dieser Quell­topf sein könnte, be­schäftigte Gene­rationen von Höhlen­forschern. Schon im letzten Jahr­hundert wurde ein erster Tauch­ver­such unter­nommen.
Ein Hafen­taucher aus Marseille wurde 23 Meter tief in den Natur­schacht hin­abge­lassen, sah wenig und wurde wieder hin­auf­gezogen.
In den 50er Jahren stieg der damals noch wenig be­kannte Tauch­pionier Jacques Cousteau in den Quell­topf. In 77 Meter Tiefe war auch für ihn die Reise zu Ende. Der Natur­schacht gehe senk­recht weiter hinab, be­richtete er - doch wie tief wohl?
Anfang der 80er Jahre lieferten sich der französische Höhlen­taucher Claude Touloumidjan und sein deutscher Kon­kurrent Jochen Hasen­mayer einen regel­rechten Wett­kampf um den tiefsten Höhlen­tauch­gang, der je unter­nommen wurde. Der Deutsche er­reichte zunächst auf 143 Meter Tiefe. Der wurde wenig später um 10 Meter überboten.
Darauf konterte er 1983 mit einem Tiefen­rekord von 205 Metern - damals die größte Wasser­tiefe, die ein Sport­taucher jemals erreicht hatte. 45 Minuten dauerte Hasen­mayers Weg in die Tiefe. Für den Wieder­auf­stieg musste er sich - wegen der De­kom­pressions­stopps - mehr als 8 Stunden Zeit nehmen. Wobei er - je nach Wasser­tiefe - aus ver­schie­denen Flaschen unter­schied­liche Luft­gemische ein­atmete. Denn in so extremen Tiefen wirkt normale Press­luft giftig. Der Grund der Fontaine de Vaucluse war noch immer nicht erreicht.
Erst 1985 setzte ein fern­ge­lenktes Mini-U-Boot in 315 Metern Tiefe auf dem Sand­boden auf. Woher das Wasser kommt ist bis heute unklar.
 

Der Quelltopf der Fontaine Vaucluse


Vaucluse Auf dem Weg zur Quelle
Vaucluse Vaucluse Vaucluse
Die Schlucht bei niedrigem Wasserstand am 8. Juni 2005
Vaucluse
Der Sorguometer am 20. Mai 2008 bei niedrigem Wasserstand
Vaucluse Vaucluse Vaucluse
Die Fontaine de Vaucluse bei Hochwasser am 13. Mai 2002. Uralter Feigen­baum als Maßstab für den Wasser­stand, bei Hoch­wasser reicht das Wasser bis zu dem Feigen­bäumchen, was seit Ur­zeiten dort steht.
Bei Niedrig­wasser sieht man auf dem zweiten Bild das Feigenbäumchen oben am Bild­rand.
Vaucluse Vaucluse Klares und ruhiges Wasser bei hohem Wasserstand.
Vaucluse Vaucluse
Am Abfluß der Quelle, hier war 1337 schon Petrarca.
Vaucluse Vaucluse Wildes Wasser schäumt und spritzt über die Felsen.
 

Aktualisiert am: 03.02.2011 




Inhaltsverzeichnis | Lexikon | Startseite